Donnerstag, 23. Januar 2014

Wie sich der eigene Blickwinkel ändert...

Vor kurzem war ich mit einer Freundin zusammen zuerst auf einem polyamoren Stammtisch, und danach haben wir eine Party (öffentlicher Art) besucht, auf der zwar noch mindestens eine weitere Person aus dem polyamoren Freundeskreis anwesend war, aber auch eine große Menge Menschen die von Polyamorie wahrscheinlich noch nie etwas gehört haben.

Dort wurden wir von einer fremden Frau angesprochen, nachdem sie gesehen hatte, dass wir uns küssten. Sie sagte, sie sei lesbisch und neu in der Stadt, und fragte nach Tipps, wo sie gut feiern gehen könnte. Und beteuerte dann noch, dass sie eine Freundin habe - vermutlich um zu betonen dass das keine Anmache sein sollte.
Wir mussten später herzhaft lachen, als wir feststellten dass bei uns beiden in dem Moment der erste Gedanke war "ja und?".

Und noch mehr lachen mussten wir dann bei "Musst du dich auch grad jedes Mal erst dran erinnern, dass die Leute hier ja gar nicht alle poly sind?" - ja genau, so war es auch bei mir.
Ich bin verwöhnt, von Stammtischen und Partys im Freundeskreis. Es ist schon erstaunlich, wie schnell sich so eine gefühlte Normalität verändern kann. Obwohl wir uns noch nicht sehr lange und bei weitem nicht die ganze Zeit im polyamoren Umfeld aufhalten.

Ich muss mir nun schon manchmal erst bewusst ins Gedächtnis rufen, dass Zärtlichkeit wie Küssen und Händchenhalten in der Öffentlichkeit bei Anderen als Signal für "die ist besetzt" ankommt. Und dass Leute, die ich in Anwesenheit einer Person, mit der ich selbiges eben noch getan habe, anflirten würde, vermutlich höchst verwirrt oder entsetzt wären.
Ein Bisschen schade, schließlich würde ich mich ja auch dann darüber freuen, neue Leute kennenzulernen.

Aber insgesamt freue ich mich vor allem darüber, so ein offenes Umfeld zu haben, was es mir erst ermöglicht hat, die Welt von diesem ungewöhnlichen Standpunkt aus wahrzunehmen. Von einigen (na gut, den meisten) Leuten fälschlicherweise für ein exklusives Paar gehalten zu werden, ist da schon eher ein Luxusproblem.

Ich träume dann mal weiter von der Welt, in der alle Menschen polyamor, offen und ehrlich sind. Und man sich mit Sympathiebekundungen oder einfach nur Kontakte-Knüpfen nicht zurückhält, nur weil jemand offenbar mit einer geliebten Person zusammen anwesend ist.

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