Dienstag, 4. Februar 2014

Ich teste den Test

Wie versprochen, habe ich mal den polyamoren Persönlichkeitstest von polytripod ausprobiert, um die Praxistauglichkeit (für mich) zu überprüfen und dabei vielleicht auch noch etwas über mich selbst zu lernen. Vielleicht regen die Fragen ja noch jemanden von euch dazu an, mal über Aspekte nachzudenken die ihr noch nicht so bewusst betrachtet habt?

Ich habe die Fragen und Antworten auf Deutsch übersetzt, das englische Original zum Nachlesen versteckt sich hinter dem obigen Link. Das Übersetzen war gar nicht so leicht, deswegen hat es auch etwas länger gedauert als gedacht...

Also, der Test funktioniert ganz einfach: bei jeder Frage überlegen, was am besten passt. Es gibt keine weiterführende Auswertung, die würde ja nur das Ergebnis weniger genau machen.

Meine Antworten habe ich jeweils in kursiv direkt dazu geschrieben, das scheint mir am übersichtlichsten.
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1. Geschwindigkeits-Achse: Wie schnell baust du Verbindungen/Beziehungen im Allgemeinen auf?
  • Fluid - schneller im Aufbau von emotionalen und/oder sexuellen Verbindungen
  • Wachstum - vorsichtig im Aufbau von emotionalen und/oder sexuellen Verbindungen
  • Statik - langsam im Aufbau von emotionalen und/oder sexuellen Verbindungen 
Fluid. Ich kann mich sehr schnell auf Menschen einlassen, wenn ich will und die Situation passt. Es muss aber nicht immer super schnell gehen, manche Beziehungen entwickeln sich auch eher langsam.

2. Struktur-Achse: Wie würdest du deine ideale poly-Beziehungsstruktur beschreiben?
  • Offen - Leute kommen und gehen nach Wunsch und bilden ein Molekül-artiges System aus Zweierverbindungen
  • Netzwerk - Leute haben oft sozialen Kontakt mit Co-Partnern. Eine Art von "Kennenlernen" wird üblicherweise verlangt oder angeboten, wenn man ein Teil der erweiterten Gruppe wird.
  • Geschlossen - Zustimmung der bestehenden Mitglieder ist nötig, bevor ein neues Mitglied dazu kommen darf.
Offen. Meine einzelnen Beziehungen betrachte ich unabhängig voneinander. Viele meiner Freunde kennen sich untereinander, aber das ist keine nötige Voraussetzung. Und so sehe ich auch das Ideal.

3. Interaktions-Achse: Wieviel Verflechtung mit Partnern und/oder Co-Partnern ist erwünscht?
  • Unabhängig - ziehe es vor, mein eigenes Ding mit meinem eigenen Partner zu machen.
  • Gemeinde - genieße es, manchmal ein Teil sozial verbundener Gruppen zu sein.
  • Familie - setze aktiv eine Priorität auf gemeinsame Zeit und/oder Raum mit Partnern und Co-Partnern. 
Gemeinde. Ich mag Zweisamkeit genauso gern wie Gruppen-Aktivitäten und würde auf keines von beiden verzichten wollen. Die Mischung macht's.


4. Intimitätsstil-Achse: Wie wird romantische Nähe mit Anderen erreicht? Hier können mehrere Antworten zutreffen.
  • Sexuell - verbinde mich mit Anderen durch körperliche Intimität.
  • Emotional - verbinde mich mit Anderen durch geteilte Gefühle.
  • Aktivitäten und Erfahrungen - verbinde mich mit Anderen durch gemeinsame Erfahrungen und gemeinsam verbrachte Zeit.
Alle drei. Manchmal alles in Kombination und manchmal nur Teile - alles schön.

5. Priorisierungs-Achse:
  • Hierarchisch - die Priorität ist, bestehende primäre Beziehungen zu erhalten
  • Gewichtet - manche Beziehungen sind wichtiger als andere, aber offen für Veränderungen, einen weiteren Primärpartner hinzuzufügen, etc.
  • Egalitär - bemüht, keiner Beziehung höhere Priorität einzuräumen als anderen
Hier schwanke ich zwischen Gewichtet und Egalitär. Keine Beziehung hat per Definition eine grundsätzlich höhere Priorität, es ergeben sich allerdings von selbst Unterschiede, die sich auch ziemlich schnell verändern - spontan aus der Situation heraus, bzw. der Eigendynamik der einzelnen Beziehungen.

6. Sättigungs-Achse: Wie würde deine ideale Beziehungskonzentration aussehen?
  • volles Boot - ausgefüllt mit den aktuellen Beziehungen. Mag feste Beziehungen lieber als Kennenlernen.
  • Offen für Gelegenheiten - weder verschlossen für neue Beziehungen noch aktiv suchend, aber für Gelegenheiten verschlossen zu sein würde sich einschränkend anfühlen.
  • Aktiv auf der Suche - suche nach neuen Verbindungen unabhängig vom aktuellen Beziehungsstatus. Immer offen für Dates und Kennenlernen.
Offen für Gelegenheiten. Ich lerne gerne neue Menschen kennen, suche aber nicht gezielt nach besonders engen Beziehungen oder so, sondern bin zufrieden mit dem, was schon da ist. Ich möchte mich nur vor keiner Beziehung verschließen, die sich spontan ergibt, denn besonders schöne Beziehungen passieren mir oft, wenn ich gar nicht damit rechne.

7. Flexibilitäts-Achse:
  • Polyamor geboren - kam aus dem Mutterleib mit der Veranlangung für mehrere Beziehungen. Monoamorie würde sich unnatürlich anfühlen.
  • Entschieden für Polyamorie - Polyamorie ist sinnvoll und die gewünschte Art, Beziehungen zu führen. Unwahrscheinlich, dass ich eine monoamore Beziehung eingehen würde.
  • Mono oder Poly - Glücklich mit der Offenheit für Polyamorie und Monoamorie, je nach Lebensumständen und Wunsch des aktuellen Partners, etc. 
Entschieden für Polyamorie. Ich habe ja schon monoamore Beziehungen geführt, habe aber nun entdeckt, dass es sich für mich besser anfühlt, außerhalb dieser Norm zu l(i)eben, also möchte ich mich nicht wieder einschränken.

8. Informationsfluss-Achse:
  • Vertraulich - kein Verlangen, etwas über andere Partner/Aktivitäten zu hören, oder dass Information an Co-Partner weitergegeben wird ohne ausdrückliche Zustimmung im Voraus.
  • Angemessen - Brauche nicht alle Details, aber möchte, dass persönlich wichtige Information weitergegeben wird.
  • Transparenz - Wunsch nach freiem Informationsfluss über alle Beziehungen in denen Partner beteiligt sind.
Hier ist es am schwersten, eine eindeutige Meinung anzugeben. Ich bin neugierig und höre gerne etwas darüber, was in anderen Beziehungen so läuft. Eine wichtige Voraussetzung ist das für mich aber nicht. So lange niemand lügt oder mich zwingt etwas zu verheimlichen, kann ich mich wahrscheinlich an jeden Standard anpassen, den jemand anderes verwenden möchte.

9. Formalitäts-Achse:
  • Detailliert - ausgedehnte Vereinbarungen/Verträge, die jede Eventualität abdecken.
  • Allgemein - bewusste Vereinbarungen über ein paar wichtige Themen.
  • Kurzfristig - nur vorübergehende, kurzzeitige Vereinbarungen.
Kurzfristig. Da ich ja noch nichtmal definieren könnte, ab wann genau etwas als "Beziehung" zählt, kann ich mich auch nicht mit dem Anderen hinsetzen und besprechen, was wir für diese Beziehung für Regeln bestimmen wollen. Mit Ehrlichkeit und Respekt funktioniert es auch ohne Regeln.

Zusätzlich wurden vorgeschlagen:

10. Poly & kinky-Achse: (kinky = besondere sexuelle Vorlieben, z.B. BDSM, Fetisch, etc.)
  • Erst poly, dann kinky als Beziehungskonzept
  • Erst kinky, dann poly als Beziehungskonzept
  • Poly und nicht kinky als Beziehungskonzept
Poly und nicht kinky.

11. Vetorechts-Achse:
  • Vetorecht ist Teil meiner Beziehungen.
  • Vetorecht ist Teil meiner Beziehungen, aber nur in frühen Phasen wenn die emotionale Bindung noch nicht so stark ist.
  • Vetorecht ist kein Teil meiner Beziehungen. Niemals.
Niemals. Ich lasse mir nichts verbieten und verbiete auch niemandem etwas.
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Fazit: Ich konnte zu fast jeder Achse eine eindeutige Aussage treffen. Das ist sehr selten der Fall, deswegen möchte ich diesem Test ein großes Lob aussprechen!
Vielleicht kann er tatsächlich helfen, dass Menschen mehr über sich selber erfahren und ihr Beziehungsverhalten besser einschätzen können. Ganz ohne Formeln, einfach nur, indem die verschiedenen Achsen zum Nachdenken und sich-selbst-Kennenlernen anregen. Und wer sich selbst besser kennt, kann auch besser mit anderen darüber reden, wenn es wichtig ist.

Und nun seid ihr dran: könnt ihr euch auf jeder Achse irgendwo wiederfinden? Sind dort Fragen dabei, die ihr euch bisher noch nicht gestellt hattet?

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1 Kommentar:

  1. Wow anscheinend sind wir uns sehr ähnlich! Bis auf eine Frage hätte ich genau wie du geantwortet :) Zumindest theoretisch. Ich habe nämlich leider bis jetzt nur monogame Beziehungen gehabt

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